Feeling und Stimmung lassen Kritiker verstummen
Bereits im Vorfeld gab es viele skeptische Stimmen - auch aus den Reihen der Athleten selbst - zu dem Thema, ob Golf die richtige Sportart für die Olympischen Spiele ist. Denn vor sieben Jahren entschied das Olympische Komitee, dass der Golfsport bei den Spielen in Rio wieder ins Programm aufgenommen wird, wenn auch vorerst nur auf Probe. Dies rief natürlich die Kritiker auf den Plan, nicht zuletzt da einige der besten Spieler der Welt trotz Qualifikation nicht an die Copacabana anreisten sondern sich lieber dem finanziell lukrativeren Tour Geschehen widmeten. Doch nach dem furiosen Turnier der Herren, das an Spannung kaum zu überbieten war und am Ende mit einem knallharten Match endete, verstimmen die kritischen Aussagen langsam, denn die internationalen Profis haben mit Charme und Können nicht nur die eingefleischten Golf Fans begeistert. Schon vor dem Start des Turniers beschrieben die angetretenen Spieler die Stimmung und die Atmosphäre als einzigartig, der Olympic Spirit sein einfach an jeder Ecke zu spüren gewesen. Dieses Feeling nahmen die Athleten mit in das Turnier, denn bei kaum einen anderen Event im Profi Golf war die Stimmung so besonders wie an den vergangenen Tagen. Auch der Jubel des Siegers war Olympia würdig, denn Justin Rose (Foto), der kein Unbekannter in der Szene ist und im Laufe seiner langen Karriere schon den ein oder anderen Erfolg auf der Tour feiern konnte, machte sich und seinem inneren Druck nach dem erlösenden Putt nicht nur durch einen lauten Freudenschrei Luft, er wurde auch in diesem Moment wie so viele andere Sportler in diesem triumphalen Moment von seinen eigenen Emotionen überwältigt, die durch die Besonderheit dieses Ereignisses noch zusätzlich geschürt werden. Mit Tränen in den Augen stand er auf dem letzten Grün, blickte in Richtung Himmel und stellte damit perfekt die bekannte Dramatik der Olympischen Spiele dar - schließlich ist er auch der erste Olympia Sieger im Golfsport seit 112 Jahren, was den Titel noch beeindruckender macht. Rose hat sich mit seinen 268 Schlägen den obersten Platz auf dem Siegertreppchen redlich verdient, in einem packenden Finale kämpfte er mit Henrik Stenson um die Goldmedaille und bescherte dem Golfsport ein mehr als würdiges Comeback. Nach einem eindrucksvollen Start beider Profis und diversen Führungswechseln auf der First Nine standen sich der Schwede und der Engländer auf dem letzten Loch auf Augenhöhe gegenüber - ein Spannungsbogen wie er für Olympia nicht besser hätte sein können. Hier fand der spannende Zweikampf auch seinen Höhepunkt, denn auch nach dem zweiten Schlag wahrten sich die beiden die gleichen Chancen in dem sie ihren Ball jeweils kurz vor das Grün platzierten. Dann kam der entscheidende Moment, Stensons Ball blieb 8 Meter vor der Fahne liegen während Roses Annäherung nur einen halben Meter vorm Loch zum stehen kam. Dies war bereits die Vorentscheidung, denn der Engländer versenkte seinen Ball souverän und sicherte sich so das erste olympische Gold im Golfsport seit über einem Jahrhundert. Ein historischer Sieg, dem das Turnier in Sachen Feeling, Atmosphäre, Spannung und Begeisterung in jeder Hinsicht gerecht wurde. Dieser Meinung waren auch die rund 15.000 Zuschauer, die am Sonntag ihre Idole mit einem frenetischen Jubel feierten wie er auf der Profi Tour ansonsten kaum anzutreffen ist. Henrik Stenson belegt am Ende mit 270 Schlägen den zweiten Platz und sichert sich Silber. Einen Schlag mehr benötigte Matt Kuchar aus den USA, der sich damit über die Bronzemedaille freuen darf. Auch wenn bereits klar war, dass sie in das Rennen um die Medaillen nicht mehr eingreifen können, zeigten die beiden deutschen Starter Martin Kaymer und Alex Cejka am letzten Tag des Turniers noch einmal eine gute Leistung und blieben unter Platzstandard. Mit seiner souveränen 66er Runde verbesserte sich Kaymer auf den 15. Platz und verabschiedet sich damit mit einem guten Schlussergebnis von den diesjährigen Sommerspielen. Auch Cejka zeigt sich am Ende zufrieden, seine 69 Schläge am Sonntag bescherten ihm den 21. Rang im Gesamtklassement. Auch die beiden deutschen Profis waren beeindruckt von der besonderen Stimmung der Olympischen Spiele und möchten diese Erfahrung trotz der verhältnismäßig geringen Siegprämien nicht missen - schließlich geht es bei Olympia nicht um den greifbaren Profit sondern darum, ein Teil dieses unvergleichbaren Events zu sein. In dieser Hinsicht sind sich alle Starter einig und der ein oder andere liebäugelt schon jetzt mit seiner Teilnahme in vier Jahren in Tokio. Zuerst dürfen wir uns aber auf das Turnier der Damen freuen, die ab morgen an den Abschlag gehen und sich ebenfalls in der olympischen Historie verewigen wollen. Natürlich drücken wir unseren deutschen Spielerinnen Sandra Gal und Caroline Masson die Daumen!